Zahnschmerzen bei der Katze erkennen und was ich beim nächsten Mal anders machen würde
Ein Erfahrungsbericht mit meinem Kater Jamie
Zahnschmerzen bei Katzen sind tückisch – sie kommen leise, verstecken sich hinter harmlos wirkenden Verhaltensänderungen und bleiben oft zu lange unentdeckt.
Mein Kater Jamie, inzwischen 10 Jahre alt, hat das leider schmerzhaft erfahren müssen. Es war nicht leicht, überhaupt zu erkennen, dass er Schmerzen hatte – und noch schwerer war es, herauszufinden, woher sie kamen. Erst ein gezieltes Dentalröntgen brachte die Wahrheit ans Licht: Eine schmerzhafte Entzündung an einem Fangzahn, die eine Zahnentfernung nötig machte.
Ich möchte in diesem Beitrag erzählen, woran ich – trotz vieler Stolpersteine – am Ende doch gemerkt habe, dass etwas nicht stimmt, wie schwer es war, den richtigen Weg zu finden, und was ich heute ganz klar anders machen würde.
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Warum es bei Jamie so schwer war, Zahnschmerzen zu erkennen
Jamie ist ein spezieller Kater – charmant, gelassen, aber in vielem einfach anders. Schon als Kitten fiel mir auf, dass er beim Fressen etwas „ungeschickt“ war. Seine Kaubewegungen wirkten unbeholfen, das Futter landete oft daneben, und er schien manchmal nicht so richtig zu wissen, wie er es am besten angehen soll. Aber es war sein „normales“ Verhalten – und über Jahre hinweg änderte sich daran nur wenig.
Als er älter wurde, hatte Jamie zusätzlich mit gesundheitlichen Baustellen zu kämpfen – insbesondere Arthrose. Bewegungen wurden steifer, er ruhte mehr, und vieles schob ich einfach auf die Alterserscheinungen. Auch Tierärzt:innen untersuchten ihn mehrfach vollständig – inklusive allgemeinem Blutbild, Palpation, orthopädischer Einschätzung. Doch niemand kam auf die Zähne.
Und ehrlich gesagt: Ich auch nicht.
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Die subtilen Anzeichen – und warum sie leicht zu übersehen sind
Erst rückblickend konnte ich kleine Veränderungen deuten:
• Fressen wirkte angestrengter, aber eben nicht komplett anders als früher.
• Er klebte mehr am Nassfutter, ließ aber immer häufiger Stücke übrig.
• Er verzog sich öfter, wirkte allgemein „unrund“ – aber das passte auch zu seiner Arthrose.
• Kopfberührungen mochte er nicht mehr – was ich anfangs auf Stimmung schob.
Alle Symptome für sich genommen waren unspezifisch. Im Nachhinein ist klar: Es war ein Mosaikbild, das sich nur langsam zusammensetzte.
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Die Wende brachte das Dentalröntgen
Erst als ich wirklich auf einer weiterführenden Zahndiagnostik bestand, kam die Wahrheit ans Licht.
Im Dentalröntgen unter Narkose wurde eine entzündete Zahnwurzel und ein vorgeschädigter Fangzahn entdeckt – völlig unsichtbar von außen, weder bei der Maulkontrolle noch im herkömmlichen Röntgen.
Dass Jamie all das über Monate mit sich herumtrug, hat mir im Nachhinein das Herz gebrochen.
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Was ich heute ganz anders machen würde – meine Learnings
1. Nicht auf „alles ist in Ordnung“ vertrauen, wenn etwas im Verhalten nicht stimmt
Auch wenn Tierärzt:innen nach bestem Wissen untersuchen: Es gibt Grenzen ohne bildgebende Verfahren. Heute weiß ich:
• Dentalröntgen ist bei chronischen Schmerzfragen Pflicht.
• Selbst wenn der Allgemeinzustand „unauffällig“ ist – Schmerz ist oft ein Meister der Tarnung.
2. Frühzeitig gezielte Fragen stellen
Ich habe anfangs zu wenig hinterfragt. Heute würde ich:
- Mehr gezielte Fragen zu Zahnsymptomen stellen.
- Bestehen auf bildgebender Diagnostik, wenn chronische oder diffuse Symptome bestehen.
- Auch bei der Nachsorge gezielt nachfragen – was darf mein Tier wirklich essen? Wie lange braucht die Wunde zur Heilung? Wie kann ich unterstützen?
- Bei Jamie war es der obere Fangzahn, was nach er Entfernung dazu führte, dass sein unterer Gegenspieler eine Verletzung an der Lippe verursachte. Ab und an biss sich Jamie also mit seinem unteren Fangzahn in die obere Lippe. Die Wunde konnte daher auch nicht verheilen. Nach einem Arztwechsel erklärte diese mir die genaue Ursache und Jamie musste erneut sediert werden. Der Zahn wurde etwas eingekürzt und neu versiegelt. Diese zweite Sezierung hätte verhindert werden können, wenn er operierende Arzt gleich darauf geachtet hätte. Denn diese Verletzung hatte Jamie bereits, als er mir nach der OP übergeben wurde.
3. Die richtige Futterwahl nach der OP
Ein besonders kritischer Punkt war für mich die Ernährung nach der Zahn-OP.
Uns wurde gesagt: Jamie darf fressen, was er möchte – Trocken- oder Nassfutter, ganz nach seinem Gusto.
Das halte ich heute für einen Fehler. Jamie fraß trotz Schmerzen wieder Trockenfutter – und die Wundheilung kam nicht richtig voran. Erst als ich ihn konsequent auf ausschließlich weiches Nassfutter umstellte, besserte sich die Situation sichtbar. Die Wunde heilte deutlich schneller, sein Allgemeinzustand stabilisierte sich.
Mein klarer Rat an andere Halter:innen:
➡️ Nach Zahn-OPs ausschließlich weiches, möglichst pures Nassfutter geben – mindestens 5–7 Tage.
➡️ Auch danach: Übergang langsam gestalten, ggf. dauerhaft auf Nassfutter umstellen bei Zahnpatienten.
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